Alte Sorten liegen voll im Trend und erfreuen sich in den letzten Jahren wachsender Nachfrage – obwohl sie in unserer Ernährung fast vollständig von neuen, industriellen Züchtungen verdrängt worden sind. Drei gute Gründe für alte Sorten haben wir im Folgenden für euch zusammengestellt:
Alle alten Gemüsesorten sind samenfest: Wenn aus dem Saatgut Pflanzen gewachsen sind, entwickeln diese bei der Reife Samen, die erneut ausgesät werden können. Das Besondere daran: Die Pflanzen, die aus den gewonnen Samen wachsen, weisen dieselben Eigenschaften auf wie die der ursprünglichen Generation. Somit kannst du aus alten Sorten dein eigenes Saatgut gewinnen und dir eine langjährige Versorgung mit leckerem Gemüse sichern – ohne auf den guten Geschmack oder die schönen Farben verzichten zu müssen.
Wie das geht? Das zeigen dir unsere Anleitungen zur Saatgutvermehrung.
Ganz anders die weitverbreiteten F1-Hybrid-Sorten, die in der konventionellen Landwirtschaft zum Zuge kommen, aber auch immer öfter im Einzelhandel auftauchen. Diese werden gezielt auf hohe Resistenz und maximalen Ertrag (sowie maximalen Profit) gezüchtet, verlieren diese Eigenschaften aber schon in der nächsten Generation. Das hat zur Folge, dass Landwirt*innen beim Anbau von F1-Hybrid-Sorten jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen.
Dass dabei alljährlich ein hoher Aufwand in die Logistik und den Transport des Saatguts fließt, versteht sich von selbst – und der geht leider auch zu Lasten der Umwelt. Nachhaltig geht anders: zum Beispiel mit alten Sorten!
Gutes Aussehen oder doch lieber innere Werte? Alte Sorten haben beides! Da sie sich recht einfach vermehren lassen, haben sie sich im Laufe der Generationen in die unterschiedlichsten Richtungen weiterentwickelt. Das Resultat? Eine stetig weiterwachsende Vielfalt, die von rot-weiß geringelten Beten über gelbe Tomaten bis zu blauen Kartoffeln reicht. Und da Gemüseanbau und -verzehr bekanntlich Geschmacksache sind, haben alte Sorten von süßlichem Thai-Basilikum bis zur bitter-herben Endivie für jeden Gaumen etwas zu bieten.
Wegen ihrer guten Vermehrbarkeit sind alte Sorten bei privaten Züchter*innen sehr beliebt (darunter auch einige Black Turtle-Teilnehmer*innen). So entstehen unzählige einzigartige Sorten, die oftmals nur auf privaten Saatgut-Tauschbörsen erhältlich sind oder gar nur in einem einzigen Garten wachsen. Die Sortenvielfalt, die durch natürliche Selektion und menschliche Züchtung im Laufe der Jahrtausende entsteht, ist daher gerade bei alten Sorten so immens, dass es kaum verlässliche Zahlenangaben geben kann.
Auch hinsichtlich der immensen Vielfalt können die F1-Hybrid-Sorten nicht mithalten – diese lassen sich nämlich nur aus den jeweiligen Ausgangslinien vermehren. Hinzu kommt, dass neue Hybrid-Sorten oft gezielt auf Einheitlichkeit in Aussehen, Geschmack und vor allem im Hinblick auf ihre Verarbeitungseigenschaften gezüchtet werden – schließlich müssen die Erwartungen der Industrie und der Verbraucher bedient werden.
Sollten sich doch einmal lila Möhren in den Supermarktregalen finden, gelten diese als exotische Neuheit und besonderes Highlight. Wer selbst alte Sorten wie etwa gelbe Bete oder violette Bohnen anbaut, kann darüber nur schmunzeln.
Alte Sorten enthalten in der Regel mehr Aromastoffe als industrielle Züchtungen und schmecken daher intensiver. Vergleiche einmal eine Gurke aus dem Supermarkt mit einem selber angebauten Exemplar (z. B. der Sorte 'Marketmore') – und mach dich auf eine Geschmacksexplosion gefasst! Auch an Nährstoffen sind viele alte Pflanzensorten moderneren Züchtungen überlegen und können so mit einem Gesundheits-Bonus punkten.
Alte Sorten tragen aber nicht nur zu einer gesundheitsbewussten Ernährung bei, sondern strotzen selbst auch vor Gesundheit. Das liegt vor allem daran, dass sie sich über viele Generationen hinweg an regionale Umweltbedingungen angepasst haben und dadurch besonders robust und resistent geworden sind – auch gegen viele Pflanzenkrankheiten. Daher überleben sie seit jeher auch ohne Kunstdünger, synthetischen Pflanzenschutz oder genmanipulative Eingriffe.
Baust du alte Sorten auf deinem Balkon oder in deinem Garten an, leistest du somit einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zu einem gesunden Planeten!