Du bist Palmkohl-Fan und möchtest gern Saatgut von deinem Palmkohl vermehren? Dann haben wir zunächst gute Nachrichten: du kannst den Palmkohl während der ganzen Saison regelmäßig ernten und essen. Denn Palmkohl ist zweijährig. Das bedeutet, dass er im ersten Jahr nutzungsreif ist. Erst im zweiten Jahr geht er in die Blüte, bildet dann Früchte mit Samen und stirbt schließlich. Das stellt gleichzeitig eine kleine Herausforderung dar: du musst den Palmkohl unbeschadet durch den Winter bringen, denn er ist nicht frosthart. Außerdem benötigst du ausreichend Platz - blühende Plamkohlpflanzen können bis zu 2m groß werden. Dann steht der Vermehrung deines Palmkohls eigentlich nichts mehr im Wege.
Sprich dich jedoch unbedingt mit deinen Nachbarn ab, ob sie auch Kohlsorten vermehren. Andernfalls musst du bei der Wiederaussaat mit vielen Kreuzungen rechnen, die sich oft nur als Tierfutter eignen. Zum Glück erkennt man sortenreinen Palmkohl schon recht zuverlässig als Jungpflanze.
Palmkohl ist ein Fremdbefruchter. Das heißt für die Vermehrung benötigst Du mehr als eine Pflanze. Für einen guten Samenansatz, solltest du immer mehrere Pflanzen (mindestens drei, besser fünf oder mehr) anbauen und zur Vermehrung stehen lassen. Achte dabei wie immer darauf, die schönsten und gesündesten Pflanzen für die Vermehrung auszuwählen: Der Spross sollte lang, dünn, stabil und auch im Herbst noch unverzweigt sein. Typisch sind dicht stehende, ungestielte, dunkelgrüne, blasige Blätter mit abwärts gerichteten, ungeteilten Spreiten, die sich allmählich zum Blattansatz hin verschmälern sollten. Bis zum ersten Frost kannst du die Palmkohlpflanzen regelmäßig beernten, jedoch muss am Ende ein Schopf mit jungen Blättern stehenbleiben.
Da der Palmkohl nicht winterhart ist, muss er vor den ersten strengeren Frösten aus der Erde geholt werden. Dazu gräbst du die ganzen Pflanzen samt Wurzeln aus, schüttelst die Erde ab und stellst sie einzeln in einen Eimer mit handfeuchtem (nicht zu nassem!) Sand. Mehrere Pflanzen kannst du auch zusammen in einen Laubsack stellen und so viel Sand auffüllen, dass die Wurzeln gut bedeckt sind. Damit sich kein Schimmel bildet und nichts fault, lass ihn offen stehen. Faulende Pflanzen solltest du unbedingt entsorgen. Am besten lagerst du die Samenträger stehend, z.B. in einer frostfreien Garage. Geht es nur liegend, solltest du den Sack ca. alle 14 Tage wenden, damit sich die Sprosse nicht aufrichten und dann später krumm weiterwachsen.
Die Pflanzen sind dankbar, wenn sie an frostfreien Tagen (und Nächten) im Freien stehen können, so dass sie Luft und Licht bekommen. Dies ist eine gute Gelegenheit, nach den Wurzeln zu schauen und ggf. vorsichtig etwas Wasser zu geben. Wird es frostig, bringst du die Pflanzen rechtzeitig zurück an ihren kühlen, wenn möglich hellen Ort wie z.B. einen Hausflur. Am sichersten überwintern sie bei Temperaturen zwischen 0 und 10 °C. Die Wurzeln sollten nie austrocknen.
Sobald es draußen wärmer wird, kommt der Palmkohl zurück ins Freiland. Meist ist es gegen Ende März oder Anfang April so weit. Leichte Bodenfröste schaden nicht. Setze die Pflanzen in eine Reihe mit mindestens 50 cm Abstand voneinander in die Erde, jedoch deutlich tiefer als sie im Vorjahr standen, damit sie festen Halt bekommen. Zusätzlich bekommt jede Pflanze einen stabilen Stab, an den der Spross angebunden wird. Angießen nach dem Auspflanzen sowie zusätzliche Düngung sind nicht notwendig, insbesondere Stickstoffgaben sind zu vermeiden. Bis zur Saatguternte solltest du die Pflanze regelmäßig putzen, das heißt die welken Blätter sorgfältig entfernen.
Etwa 2 Monate nach dem Auspflanzen beginnt die Pflanze zu blühen und bildet einen sparrigen, weitverzweigten Blüten- bzw. Fruchtstand. Dieser sollte nicht angebunden werden, damit die nacheinander reifenden Äste einzeln geerntet werden können.
Im Winterlager machen sich oft Ratten und Mäuse über die zarten Kohlherzen her. Abreifende Samenträger werden gern von Blattläusen und von samenfressenden Vögeln heimgesucht, meist sind es Finken oder Sperlinge. Große Blattlauskolonien können herausgeschnitten oder mit einem feuchten Lappen abgewischt werden. Dabei solltest du die Läuse möglichst zerquetschen, dadurch werden ihre natürlichen Feinde, z.B. Marienkäfer, Schlupfwespen und Schwebfliegen angelockt. Zu Abwehr der Vögel empfiehlt sich die Verwendung stabiler Netze, in denen sich die Vögel nicht verfangen können.
Das Saatgut ist im August oder September erntereif, wenn sich die Schoten gelb und die Samen braun gefärbt haben, aber noch nicht ganz trocken sind. Da die Triebe ungleichmäßig abreifen, sind mehrere Teilernten nötig. Dazu schneidest du die reifen Triebe möglichst im Frühtau vorsichtig heraus und schlägst sie locker in große Bettlaken oder Tücher ein. Anschließend hängst du sie eingeschlagen an einem schattigen, aber luftigen Ort zum Nachreifen auf. Schneidet man die Triebe erst in der sogenannten Totreife, also wenn sie bereits vollständig vertrocknet sind, und dann auch noch mittags oder abends ab, springen die Schoten leicht auf und ein Großteil der Samen geht verloren.
Ausgedroschen wird das Saatgut erst in der Totreife. Das rascheldürre Material wird entweder per Hand zerrieben oder noch in die Tücher eingeschlagen vorsichtig ausgetreten. Etwas Feingefühl ist geboten, denn je mehr Kraft aufgewendet wird, desto mehr Samen werden verletzt und desto mehr Bruchstücke und Staub entstehen bei der Arbeit. Das Saatgut wird nun ausgesiebt und die restliche Spreu weggepustet oder vorsichtig mit einem Fön weggeblasen.
Die gereinigten Samen enthalten jetzt immer noch relativ viel Wasser. In dicht schließende Gefäße gefüllt, würden sie schwitzen und sich erhitzen, worunter die Keimfähigkeit leidet. Stoffsäckchen oder unbeschichtete Papiertütchen eignen sich zur Aufbewahrung deutlich besser. Luftig, kühl, dunkel und trocken gelagertes Saatgut behält seine Keimfähigkeit für 4 bis 5 Jahre.