Gemüseanbau

Wiedersäen im Frühjahr: Saatgut erfolgreich überwintern

Geerntet sollte spätestens jetzt alles sein. Bei dem schönen Wetter windgeschützt im Freien aufgestellt, verlieren die Früchte und Samen schnell ihre Restfeuchte. Wir können sie dann gut aufarbeiten und reinigen. Nach dem Dreschen lässt sich bei gleichmäßigem, nicht zu stark oder böig wehendem Wind das schwerere Saatgut leicht von der Spreu trennen. Auch taubes Saatgut fliegt dann mit weg. Wir benutzen dafür mehrere große, flache Schüsseln oder Schalen, die nicht zu schwer sein dürfen. Bei kleinen Saatgutmengen genügen Papp-Teller. Mit einem Küchensieb lassen sich abschließend Sand und Feinstaub abtrennen. Amaranth, Basilikum, Endivie, Garten-Senfrauke, Kohl, Salate, Shiso und Zwiebel können wir so reinigen.

Sieben von Cichorien-Saatgut
gesiebtes Amaranth-Saatgut (Centstück zum Größenvergleich)

Bete und Mangold gehören botanisch zu einer Art und kreuzen sich miteinander, da sie Fremdbefruchter sind. Hier empfiehlt sich eine weite räumliche Trennung oder in jedem Jahr nur eine der beiden Nutzungsformen für die Saatgutgewinnung frei abblühen zu lassen. Beider Fruchtknäuel enthalten mehrere Samen. Die Reinigung ist hier etwas schwieriger, doch stören Druschabfälle im Saatgut nur optisch. Bohnen, vor allem Soja, arbeiten wir vorsichtig von Hand auf, da die Keime dieser Saaten sehr empfindlich sind. Mais wird abgerebelt, sobald die Kolben komplett durchgetrocknet und die Körner richtig hart sind. Man reibt zwei Kolben aneinander oder entkernt zunächst eine Zeile, ehe sich die Körner der benachbarten Reihen seitlich lösen lassen. Die Samen der Radieschen sitzen recht fest in den Schoten. Selbst nach kräftigem Dreschen enthält die Spreu noch viel Saatgut. Wir empfehlen hier mehrere Arbeitsgänge mit zunehmender Krafteinwirkung. Dazwischen werden die gewonnenen Samen regelmäßig abgesiebt, um sie nicht zu zerstören.

Bohnen-Samen (hier der Sorte 'Canetti')

Voll ausgereifte (Mini-)Gurken schneiden wir wie Tomaten auf, drücken oder schaben (Gurke) die Samen heraus und geben sie in ein Glas mit kaltem Wasser. Bei Zimmertemperatur und einem lose aufgelegten Deckel beginnt der Inhalt schnell zu gären, ohne dass Fruchtfliegen zur Eiablage kommen. Täglich einmal umrühren verhindert die Schimmelbildung. Nach etwa einer Woche sind die Samen von der umgebenden Hülle frei. Den Überstand gießen wir ab, spülen den Bodensatz mehrfach mit klarem Wasser und schließlich in einem Sieb unter laufendem Wasser. Die sauberen, jetzt geruchlosen Samen geben wir in eine Kaffee-Filtertüte und lassen sie bei Zimmertemperatur trocknen.

Für die Saatgutgewinnung geerntete Minigurken

Saatgut wird generell kühl, dunkel und trocken gelagert. Für Arten, die durch Vorratsschädlinge gefährdet sind (Bohnen) empfehlen wir dicht schließende Gläser, für die anderen Papiertüten zu verwenden, die aber ebenfalls zu verschließen sind. Zur Beschriftung der Gläser und Tüten genügen Angaben über die Art, die Sorte und das Erntejahr. Sorteneigenschaften und darüberhinausgehende Notizen sollten separat dokumentiert werden.

Zeigt sich an den Wänden der Gläser Kondenswasser, waren die Samen noch nicht „totreif“. Sammelt sich am Boden Staub, sind umgehend Kontrollen durchzuführen. Meist waren oder sind Schädlinge am Werk. Die Eier der Bohnenkäfer abzulesen ist selbst mit einer Lupe mühsam. Die Larven fressen bis zur Verpuppung unbemerkt im Inneren der Samen. Erst kurz vor dem Schlupf der Käfer werden die kreisrunden Stellen erkennbar, die man dann noch mit einem Zahnstocher ausbohren kann. Am sichersten ist es, die Bohnensamen einzufrieren, für 2-3 Wochen aufzutauen und dann nochmals einzufrieren. Nur die Larvenstadien überleben diese Prozedur nicht. Bleibt der Keimling unbeschädigt, können auch befallene Samen noch keimen.

tg 2021-11-01

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